Tipps erfolgreiche Therapeutensuche (Seite 2/7)

Was ist vor einer Psychotherapie zu beachten?

Vor Therapiebeginn die eigenen Wünsche und Vorstellungen bewusst machen

Die Zahl der Menschen, die psychotherapeutische Hilfe suchen, steigt. Nicht etwa, weil mehr Menschen psychisch erkranken, sondern weil diese Störungen sowohl von Ärzten als auch insgesamt von der Öffentlichkeit viel ernster genommen werden und sich auch die Behandlungsmöglichkeiten verbessert haben.

Allerdings wächst das Psychotherapie-Angebot nicht in gleichem Umfang wie die Nachfrage. Psychotherapieplätze sind nach wie vor knapp und die Wartezeiten zu lang.

Mit diesem Abschnitt möchten wir Ihnen die Suche nach einem Psychotherapieplatz erleichtern und dabei helfen, unnötig lange Wartezeiten durch häufig gemachte Fehler und Irrwege bei der Suche zu vermeiden.

Was erwarte ich mir von meiner Psychotherapie?

Falls Sie bereits wissen, wie die Rahmenbedingungen sein sollten und welche Erwartungen Sie an Ihre Psychotherapie haben, Sie also nur noch weitere Anregungen für Anlaufstellen benötigen, können Sie direkt auf die Seite Anlaufstellen wechseln.

Wenn Sie das erste Mal nach einem Psychotherapieplatz suchen, kann es hilfreich sein, dass Sie sich vor Beginn der Suche zu folgenden Punkten selbst befragen:

Welches Therapieverfahren passt zu mir?

  • Ist es mir vor allem wichtig, an meinen aktuellen Problemen zu arbeiten, meine Symptome unter Kontrolle zu bringen und konkrete Lösungen zu finden? Dann ist möglicherweise eine Verhaltenstherapie am besten geeignet.
  • Hängen die Probleme mit Konflikten in Beziehungen, etwa in der Familie zusammen? Dann ist vielleicht eine Systemische Therapie die richtige für mich.
  • Möchte ich ein tieferes Verständnis meiner Probleme im Zusammenhang mit meiner Lebensgeschichte bekommen und die Vergangenheit aufarbeiten? Dann könnte eine Analytische oder Tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie für mich sinnvoll sein.

Alle Therapieverfahren haben das Ziel, psychische Erkrankungen zu heilen oder zu lindern und die Lebensqualität der Klient*innen zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, wählen die behandelnden Therapeut*innen in der Regel einen Mix aus Behandlungsmethoden, der am besten zum jeweiligen Klienten und seiner Erkrankung passt.

Häufig haben Therapeut*innen zwar eine bestimmte Grundausrichtung, in der sie ihre Therapieausbildung absolviert haben. Darüber hinaus haben die meisten aber Zusatzaus- und Weiterbildungen in anderen Therapiemethoden durchlaufen. So können viele Psychotherapeut*innen methodenübergreifend arbeiten und in ihrer Arbeit verschiedene Therapieverfahren einsetzen.

Psychotherapieverfahren, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, heißen Richtlinienverfahren. Dazu zählen die Analytische Psychotherapie, die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die Verhaltenstherapie und die Systemische Therapie.

Weitere häufig eingesetzte Therapieverfahren sind die Gesprächstherapie, die Gestalttherapie, imaginative Verfahren und Entspannungsverfahren.

Mehr Informationen über die verschiedenen Psychotherapieverfahren finden Sie im Abschnitt Psychotherapie-Methoden.

Welcher Therapeut, welche Therapeutin passt zu mir?

Für den Erfolg einer Psychotherapie ist die Beziehung zwischen Klient*in und Therapeut*in von großer Bedeutung. Daher ist es mitentscheidend, bei wem man sich gut aufgehoben fühlt.

  • Möchte ich mich lieber von einer Frau oder einem Mann behandeln lassen? Im Grunde kommt es gar nicht so sehr darauf an, ob die Therapie von einer Frau oder einem Mann durchgeführt wird. Für manche Klient*innen ist es jedoch einfacher, über bestimmte Themen mit einer Frau beziehungsweise mit einem Mann zu sprechen.
  • Möchte ich mich lieber von einer älteren oder jüngeren Therapeutin, von einem älteren oder jüngeren Therapeuten behandeln lassen?

Es geht jedoch bei den Gesprächen im Rahmen einer Psychotherapie nicht einfach nur darum, dass Ihnen jemand zuhört. Eine Psychotherapeutin, ein Psychotherapeut arbeitet mit wissenschaftlichen Methoden, die im Laufe einer qualifizierten und staatlich anerkannten Ausbildung erlernt wurden. Deshalb sind besonders auch die fachlichen Aspekte einer Psychotherapie wichtig:

  • Welche Qualifikation hat die Therapeutin, der Therapeut: Psychologische(r) Psychotherapeut(in), Ärztliche(r) Psychotherapeut(in) oder Heilpraktiker(in) für Psychotherapie?
  • In welchem Therapieverfahren hat sie oder er eine Ausbildung abgeschlossen? Approbierte Psychotherapeut*innen haben ihre Ausbildung in einem der Richtlinienverfahren absolviert.
  • Daneben lassen sich viele Psychotherapeut*innen zusätzlich in weiteren Therapieverfahren ausbilden. Welches Aus- und Weiterbildungsinstitut hat die Therapeutin, der Therapeut dafür besucht? Wird es von einer der großen psychotherapeutischen Gesellschaften anerkannt?
  • Welche Schwerpunkte hat die Therapeutin, der Therapeut? Auf welche Erkrankungen und Problembereiche ist sie oder er spezialisiert? Mit welchen Therapieverfahren arbeitet sie oder er vorzugsweise? Wie sieht ihre oder seine Arbeitsweise konkret aus?
  • Wie viel Erfahrung hat die Therapeutin, der Therapeut? Wie viel Erfahrung hat sie oder er mit der Erkrankung, die ich habe? Hat sie oder er in diesem Bereich eine Zusatzausbildung gemacht, etwa in Traumatherapie oder zur Behandlung von Borderline-Störungen?
  • Habe ich eine Erkrankung, die zusätzlich zu einer Psychotherapie auch mit Medikamenten behandelt werden sollte? Dann ist vielleicht eine ärztliche Psychotherapeutin, ein ärztlicher Psychotherapeut oder aber eine Psychotherapeutin, ein Psychotherapeut, die oder der eng mit Fachärzt*innen aus den Bereichen Psychiatrie oder Psychosomatik zusammenarbeitet, am besten geeignet.
  • Geht meine psychische Erkrankung mit körperlichen Symptomen einher, beispielsweise mit Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden? Oder leide ich an einer körperlichen Erkrankung, die mit starken psychischen Belastungen verbunden ist wie Asthma oder Bluthochdruck? Dann kann mir möglicherweise eine Therapeutin, ein Therapeut am besten helfen, die oder der auf Psychosomatik spezialisiert ist und über gute Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche verfügt.

Was möchten Sie von Ihrem potenziellen Therapeuten genauer wissen?

Aus den oben ausgeführten grundsätzlicheren Überlegungen ergeben sich viele konkrete Fragen, die Sie bereits beim ersten Telefonat oder Kontakt mit einer Therapeutin, einem Therapeuten, die oder der für Sie in Frage kommt, stellen können.

So können Sie sich einen ersten Eindruck davon machen, wie die Therapie ablaufen könnte, welche Therapieverfahren eingesetzt werden würden oder wie lange die Dauer der Behandlung sein könnte.

  • Was erwartet mich in der Therapie? Wie sieht Ihre Arbeitsweise aus? Welche Verfahren wenden Sie an? Worauf legen Sie in der Therapie besonderen Wert?
  • Wie lange dauert eine Sitzung? Wie häufig finden die Sitzungen statt? Wie lange dauert die Therapie voraussichtlich?
  • Wie sieht der Ablauf einer Therapiestunde aus?
  • Wie gut stehen meine Chancen auf Besserung? Wie lange wird es dauern, bis eine Besserung eintritt?
  • Welche Therapieverfahren sind bei meiner Erkrankung hilfreich? Sind auch Medikamente nötig und welche könnten hilfreich sein?
  • Welche Art der Behandlung oder Unterstützung ist für mich die beste? Reicht es, wenn ich mir Unterstützung in einer psychosozialen Beratungsstelle suche? Ist eine ambulante Psychotherapie für mich geeignet? Raten Sie mir zu einer stationären Behandlung, an die sich später eine ambulante Psychotherapie anschließen kann?

Am besten schreiben Sie sich alle Fragen auf eine Liste, damit sie Ihnen beim ersten Telefonat oder während der ersten Therapiesitzung vorliegen.