Verhaltenstherapeutische Methoden

Inzwischen können Verhaltenstherapeut:innen auf viele verschiedene Methoden zurückgreifen. Alle basieren auf oben beschriebenen Lerntheorien.

Therpeut:innen besprechen mit ihren Klient:innen, welche Methoden in welcher Situation sinnvoll sind, was ihnen zu Grunde liegt und was der Klient damit erreichen kann. Klient:innen entscheiden dabei immer mit. Meistens wählen sie gemeinsam verschiedene Methoden aus. Die Methoden werden nur so lange eingesetzt, wie sie auch in der individuellen Situation angebracht und wirksam sind. Es geht immer darum, dass der Klient mithilfe der Methoden lernt, besser für sich selbst zu sorgen.

Reizkonfrontation oder Expositionsbehandlung

Der Angst ins Auge sehen

Das bedeutet, dass ein Mensch mit dem, was seine Angst auslöst, konfrontiert wird – im schützenden Setting der Psychotherapie. Das kann in Abstufungen geschehen. Wenn es ganz direkt geschieht, spricht man von Flooding, übersetzt heißt das, dass der Klient mit dem, wovor er sich fürchtet, überflutet wird.

So kann jemanden, der unter Flugangst leidet, zunächst ein Flugzeug gezeigt werden. Später kann es auch Teil der Therapie sein, dass der Patient in ein Flugzeug steigt. Die möglichen Schritte stimmen Therapeut:in und Klient:in gemeinsam ab.
Die Konfrontation kann entweder nur gedanklich in der Vorstellung geschehen (in sensu) oder ganz real (in vivo) und längst ist das auch mithilfe einer VR-Brille (vr= virtual reality) virtuell möglich.

Es gibt ein breites Spektrum an Formen und Elementen der Konfrontationstherapie, zum Beispiel auch die Habituation (Gewöhnung), dann soll sich der Betroffene mehr und mehr an die gefürchtete Situation gewöhnen. Die Realitätsprüfung hilft dem Klienten beispielsweise unterscheiden zu lernen, was seine Angsterwartungen sind und was überhaupt eintreten kann. Die Extinktion (Auslöschung) hat das Ziel, dass ein bestimmter Reiz überhaupt nicht mehr auf den Betroffenen wirken kann.

Systematische Desensibilisierung

Angst Schritt für Schritt überwinden

Das ist eine psychotherapeutische Intervention, die der südafrikanisch-amerikanische Psychotherapeut Joseph Wolpe Ende der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelt hat. Zunächst erforscht der Patient mit Unterstützung des Therapeuten seine Ängste und erstellt eine Rangfolge, welche die schlimmsten sind. Der Patient wird zuerst mit den schwächsten konfrontiert. Sobald der Reiz keine Angst oder Unbehagen mehr auslöst, wird er dem nächsthöheren in der Rangfolge ausgesetzt.

Wolpe ließ seine Patient:innen das Entspannungsverfahren Progressive Muskelentspannung von Edmund Jacobson erlernen. Im Zustand der Entspannung bat Wolpe die Patient:innen, sich den schwächsten angstauslösenden Reiz vorzustellen. Im Zustand tiefer Entspannung, der objektiv gemessen werden kann, empfindet jeder Mensch Freude und Vertrauen. Das schließt gleichzeitig aus, dass er währenddessen Angst empfinden kann. Je entspannter ein Mensch sich den bis dahin angstauslösenden Reiz vorstellen konnte, desto eher setzte ihn Wolpe dem angstauslösenden Reiz schließlich real aus. Die einzelnen Sitzungen wurden so oft wiederholt, bis auch die Reize in der oberen Rangfolge keine Angst mehr auslösten. Diese Intervention ist längst fester Bestandteil der Verhaltenstherapie und auch heute setzen Therapeut:innen dafür häufig die Progressive Muskelentspannung ein.

Selbstmanagement

Probleme eigenständig bewältigen

Darunter werden verschiedene Therapieansätze verstanden, die Klient:innen zu einer besseren Selbststeuerung anleiten, damit sie ihre Probleme aktiv und eigenständig bewältigen können.

Operante Verfahren

Lernen durch die Konsequenzen

Dabei geht es vereinfacht formuliert darum, dass sich Verhalten ändert, wenn sich die darauffolgenden Konsequenzen verändern.

Wird jemand für ein Verhalten regelmäßig belohnt, wird er es auch wiederholen. Wird er jedoch für ein Verhalten immer wieder bestraft, stellt er es wahrscheinlich irgendwann ein.

Training sozialer Kompetenzen

Den Umgang mit anderen verbessern

Damit wird die Fähigkeit bezeichnet, soziale Beziehungen in der Familie, unter Freunden und am Arbeitsplatz angemessen zu pflegen. Ein soziales Kompetenztraining hilft, bessere Strategien im Umgang und in der Kommunikation mit anderen Menschen zu entwickeln.

Kognitive Umstrukturierung

Besser über sich und die Umwelt denken

Sowohl Aaron Beck als auch Albert Ellis erkannten, dass vor allem die Bewertung bestimmter Gedanken oder Situationen entscheidet, wie gut es einem Menschen psychisch geht. Bei der Kognitiven Therapie nach Beck oder der Rational-Emotiven Therapie nach Ellis lernen Betroffene ihre Gedankenmuster mithilfe bestimmter Fragetechniken wie dem Sokratischen Dialog zu erkennen und neue, angemessenere und wertfreie Gedanken zuzulassen.

Entspannungsverfahren

In der Ruhe liegt die Kraft

Mittels wissenschaftlich fundierter Entspannungsverfahren wie dem Autogenen Training von Johannes Schulz oder der Progressiven Muskelentspannung von Edmund Jacobson lernen Klient:innen sich selbstaktiv in einen tiefen Entspannungszustand zu versetzen. Mit diesen Entspannungsverfahren steht ihnen ein Coping Skill, also eine Bewältigungsstrategie, zur Verfügung, die sie zu jeder Zeit und an jedem Ort anwenden können. Die Wirksamkeit dieser Verfahren wurde mit vielen klinischen Studien nachgewiesen.

Euthyme Therapie

Genießen lernen

Dabei wird das genussvolle Empfinden und Erleben gefördert, um eine gute Selbstfürsorge zu erlernen.
Generell wird in der Verhaltenstherapie auch immer der Aufbau positiver Aktivitäten gefördert.

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